Sennelier in Paris

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Es gibt Orte oder Geschäfte, zu denen möchte man gerne einmal reisen. Wie könnte es anders sein, als dass es sich bei mir unter anderem um ein Künstlerfachgeschäft handelt, netterweise im Herzen von Paris.

Leser meiner Webseite oder meines Blogs wissen, wie sehr ich die Softpastelle von Sennelier schätze. Während meines Parisaufenthaltes letzte Woche bin ich sozusagen in der Geburtsstätte der Farbproduktion gewesen:


1887 eröffnete Gustave Sennelier ein Ladengeschäft am Quai Voltaire 3, wo es sich noch immer befindet. Der Farbenhändler war ein begeisterte Chemiker und an der Erforschung neuer Pigmente oder Herstellungsverfahren stets interessiert.

Äußere Fassade des Ladengeschäftes in Paris um 1900, © Sennelier

Das wirklich wunderbare an diesem Geschäft ist die ursprüngliche Ladeneinrichtung und der Charme, den diese versprüht. Wenn man die Augen ein wenig schließt, meint man die Künstler vor hundert Jahren dort ein und ausgehen zu sehen. Die Verkäufer tragen auch heute noch weiße Kittel und man braucht ihre Hilfe, um an das gewünschte Material zu kommen, welches in diversen Schränken und Schubladen verstaut ist.

Sennelier Ladentisch in Paris, Quai Voltaire 3,
Anfang des Jahrhunderts.
© Sennelier

Heutige Ansicht

Sehen

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Je länger ich mich künstlerisch mit meiner Umgebung auseinandersetze, desto intensiver wird mein »Sehen«. Dieses Sehen bezieht sich ins besondere auf das Licht und seine Farben:

  • Die Reflexion des Wassers an einem Bootssteg auf dem Holz
  • Das Glitzern der Wasserlinien in der Sonne, wenn man Barfuß durchs leicht durchflutete Watt geht
  • Eine Sandfläche im Watt, die noch feucht ist. Im flachen Bereich, spiegelt sich der Himmel.
  • Die unterschiedlichen Farben im Glas eines Kirchenfensters. Im nebenstehenden Beispiel das eine orangefarbene Glas ganz unten.
  • Das Farbspiel in der Laterne eines Leuchtturmes.

Dies sind Dinge, die ich nur sehr schwer in Worten ausdrücken kann, sondern immer sehe.

Ausschnitt: Leuchtturm List Ost ,2008, Pastellkreide, 78×40cm
© Astrid Volquardsen


Wenn man sich auf diesen Sehprozess einlässt, gibt es so viel zu entdecken. Unsere Freunde und Familie sind es mittlerweile gewöhnt, dass meinem Mann oder mir ein Aufschrei entfährt: »Schau mal, dieses Licht, diese Farben!«

Der erste Eindruck ist der intensivste und währt manchmal nur den Bruchteil einer Sekunde. Das ist ein ganz besonderer Moment. Diesen unmittelbaren Eindruck zu bewahren ist nicht wirklich möglich, denn es war etwas Neues, Überraschendes. Bei mir beginnt sofort eine Analyse: Was beeindruckt mich genau in diesem Augenblick, kann ich das bildnerisch umsetzen?

Es ist möglich, dass ich mich während des Malprozesses von diesem Ausgangspunkt immer weiter entferne. Ein Malprozeß ist etwas sehr dynamisches und für einen Künstler ist es sehr wichtig diese Dynamik nicht zu unterbinden, sondern sich darauf einzulassen, was sich vor ihm auf dem Papier entfaltet.

Wenn Farben sich miteinander verbinden, gibt es auch beim Malen diesen kurzen Moment des »Sehens«.

Diese Art des Sehens ist etwas, was mein Leben ungemein bereichert.

Kreativität

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Ein künstlerisch und kreativ geprägtes Leben ist ein sehr intensives Leben, vor allen Dingen auch gefühlsmäßig. Es begleiten einen die Höhen und Tiefen des künstlerischen Schaffens, ohne die es diese Form der Kreativität leider nicht gibt. Es kann auch ein einsames Leben sein, bedingt durch die vielen Stunden im Atelier.

Da draußen ist so viel Kreativität und Inspiration vorhanden und daran teilnehmen zu dürfen hat mich dieses Jahr künstlerisch beeindruckt und berührt.

Mittlerweile blogge ich seit 5 Monaten und das Resümee fällt für mich sehr positiv aus. Es hat zwar mein Leben nicht grundlegend verändert, wie einige amerikanische Blogger behaupten, aber einen wichtigen Stellenwert in meiner Arbeit bekommen. Es erleichtert mir ein zielgerichtes Arbeiten und ist als Kontaktbörse für Gleichgesinnte unschlagbar.

In Deutschland tun wir uns noch ein bisschen schwer, was das Bloggen und das Kommentieren von Blogs betrifft, aber ich glaube, in Zukunft wird sich das ändern. Meinen Lesern kann ich nur empfehlen: Schaut euch auf den englischsprachigen Blogs um, was möglich ist und wenn ihr etwas kommentieren wollt, traut euch!
Leider habe ich gute deutschsprachige Blogs dieser Art nicht finden können. Wenn Ihr etwas empfehlenswert findet, bitte weiterleiten oder hier als Kommentar eintragen.

Blogs sind nicht nur eine Kontaktbörse, sondern ein Pool an unerschöpflicher Kreativität.
Folgende Blogs kann ich zur Lektüre sehr empfehlen. Sie haben nicht immer etwas mit Pastell zu tun, bieten aber reichhaltige Anregungen und künstlerisch interessante Links:

making a mark: Blog der englischen Malerin Katherine Tyrell, mit vielseitigen Infos und vielen, vielen Links.

Paint and pastel: Ursprünglich in Deutschland aufgewachsen, ist Gesa vor 10 Jahren in Glasgow hängengeblieben. Obwohl sie beruflich einen anderen Schwerpunkt hat, scheut sie sich nicht, den Leser an ihrer künstlerischen Entwicklung und Kreativität teilnehmen zu lassen.

www.dannygregory.com: Ein Blog für alle, die schon immer mit einem Skizzenbuch kreativ sein wollten, sich aber nicht trauten. Momentan hat er das regelmäßige bloggen eingestellt, aber eine Fülle alter Blogeinträge aus 5 Jahren bietet reichlich Lesefutter.

An dieser Stelle noch ein Hinweis für Leser, die mit dem Benutzen des Bloggens noch nicht so vertraut sind. Um den Zugriff auf ältere Einträge zu erhalten: Am Rand stehen Hinweise wie »Blog-Archiv« oder »older Post«. Einfach drauf klicken, dann wird der Leser zu älteren Beiträgen geführt.

Winterliche Marschlandschaft

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Föhrer Winterstimmung, 2008, Pastellkreide, 12×34cm
© Astrid Volquardsen
verkauft

 

Im Winter kann man diese besondere Lichtsituation beobachten, wenn der Himmel in der Dämmerung eine Färbung annimmt, die sich in der Landschaft wiederspiegelt.
Durch die kalte Witterung kommt es zu einem Widerspruch im Betrachter. Ich fühle die Kälte und nehme gleichzeitig so viele kleine warme Farbgebungen war. Insbesondere in der Färbung der Baumgehölze, die das Morgenrot aufnehmen sowie die gelbroten Schilfgräser, die im schönen Kontrast zu dem eisigen Untergrund stehen. Hier und da blickt die braune Erde unter dem Frost hindurch. Zeit der Ruhe.

Allen meinen Bloglesern wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und das Ihr/Sie Zeit und Ruhe in diesen Tagen findet.

Das Biikebrennen

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Jedes Jahr am 21. Februar erleuchten die Biiken der Nordfriesen das Land – ein Brauch, der ursprünglich nur auf den Inseln abgehalten wurde.
Das friesische Wort Biike ist eine Bezeichnung für das deutsche Wort Barke, womit ein Feuerzeichen gemeint ist. In der Dämmerung trifft sich die Dorfgemeinschaft und zieht im Fackelzug zum aufgeschichteten Biikehaufen. Nach der auf friesisch gehaltenen Ansprache werfen alle ihre Fackeln auf den Haufen, um die Biike gemeinsam zu entzünden.

Ich dachte immer, dass dies ein Abschiedsritual für die Seefahrer sei, die am nächsten Tag auf Walfang fuhren, wofür die Nordfriesen bekannt waren. Leider scheine ich da wohl einer romantischen Vorstellung aufgesessen zu sein. Es vermischen sich verschiedenen Interpretationen, was den Ursprung der Biikebrennen betrifft. Letztendlich ist es das Überbleibsel eines Fastnachtbrauches.

Als Motiv habe ich das Biikebrennen zur Föhrausstellung 2007 entdeckt. Besonders reizvoll erscheint mir die Biike zur blauen Stunde. Der Kontrast zwischen Himmel, dem Feuer und den erleuchteten Menschen.

Biikebrennen,2008, Pastellkreide, 12×34cm
© Astrid Volquardsen

Bei der Umsetzung beschäftigt mich jedesmal, wie viele Menschen ich tatsächlich in das Bild einbauen soll. Je nach Ort kann so ein Biikebrennen unterschiedlich stark die Menschenmassen anziehen. Bisher tendierte ich dazu, die Anzahl der Menschen zu reduzieren, um die Lichtwirkung zu verstärken und das Bild nicht in einem großen Gewusel enden zu lassen.

Ausschnitt aus Biikebrennen
© Astrid Volquardsen

Bei dieser Umsetzung hatte ich einen höheren Standpunkt, so dass der Lichteinfall auf die Menschen gerade im hinteren Bereich reizvoll war. Dieses Mal habe ich auch wesentlich mehr farbige Zwischentöne im Schattenbereich eingesetzt, als bei meinen anderen Biikebildern.[:en]Jedes Jahr am 21. Februar erleuchten die Biiken der Nordfriesen das Land – ein Brauch, der ursprünglich nur auf den Inseln abgehalten wurde.
Das friesische Wort Biike ist eine Bezeichnung für das deutsche Wort Barke, womit ein Feuerzeichen gemeint ist. In der Dämmerung trifft sich die Dorfgemeinschaft und zieht im Fackelzug zum aufgeschichteten Biikehaufen. Nach der auf friesisch gehaltenen Ansprache werfen alle ihre Fackeln auf den Haufen, um die Biike gemeinsam zu entzünden.

Ich dachte immer, dass dies ein Abschiedsritual für die Seefahrer sei, die am nächsten Tag auf Walfang fuhren, wofür die Nordfriesen bekannt waren. Leider scheine ich da wohl einer romantischen Vorstellung aufgesessen zu sein. Es vermischen sich verschiedenen Interpretationen, was den Ursprung der Biikebrennen betrifft. Letztendlich ist es das Überbleibsel eines Fastnachtbrauches.

Als Motiv habe ich das Biikebrennen zur Föhrausstellung 2007 entdeckt. Besonders reizvoll erscheint mir die Biike zur blauen Stunde. Der Kontrast zwischen Himmel, dem Feuer und den erleuchteten Menschen.

Biikebrennen,2008, Pastellkreide, 12×34cm
© Astrid Volquardsen

Bei der Umsetzung beschäftigt mich jedesmal, wie viele Menschen ich tatsächlich in das Bild einbauen soll. Je nach Ort kann so ein Biikebrennen unterschiedlich stark die Menschenmassen anziehen. Bisher tendierte ich dazu, die Anzahl der Menschen zu reduzieren, um die Lichtwirkung zu verstärken und das Bild nicht in einem großen Gewusel enden zu lassen.

Ausschnitt aus Biikebrennen
© Astrid Volquardsen

Bei dieser Umsetzung hatte ich einen höheren Standpunkt, so dass der Lichteinfall auf die Menschen gerade im hinteren Bereich reizvoll war. Dieses Mal habe ich auch wesentlich mehr farbige Zwischentöne im Schattenbereich eingesetzt, als bei meinen anderen Biikebildern.

Interview: Teil 2

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Abends am Amrumtief, 2007, Pastellkreide, Privatsammlung
© Astrid Volquardsen

Casey hat den 2. Teil des Interviewes veröffentlicht.
http://pastelsblog.blogspot.com

Als ich heute morgen meine Mails überprüfte, bekam ich emails von Pastellmalern aus aller Welt!
Die Arbeit eines Künstlers ist mit vielen einsamen Stunden im Atelier verbunden und es gibt Phasen, da muss man diese Abgeschiedenheit ertragen können.
Wenn man dann übers Web, email und blogs Kontakt zu Gleichgesinnten aufbauen kann, ist das einfach eine wunderbare Sache! Seien es Künstler oder Menschen, die sich zu dieser Kunst hingezogen fühlen.
Das bestärkt das eigene Selbstbewußtsein sehr.
Dieses ist ein wichtiger Grundstein für etwas, das für jeden Künstler von äußerster Wichtigkeit ist: Authentizität. Nur wenn ich voll hinter dem stehe, was ich tue, wird meine Arbeit gut werden und dieses Gefühl wird auch von dem Betrachter wahrgenommen.
Die Herausforderung für einen Künstler liegt darin, herauszufinden, was man wirklich will, Rat von außen anzunehmen, ohne sich verbiegen zu lassen. Sonst würde ich heute wahrscheinlich große, abstrakte Acrylbilder malen.